Die Wechselwirkung von Gender, Social & Sustain­able Entrepreneurship

Die Präferenz von Frauen, ein soziales Unternehmen gründen zu wollen, ist seit langer Zeit bekannt. Dieses Ergebnis lässt sich in vielen Studien und Statistiken nachlesen. Die aktuellen Ergebnisse können im "Deutschen Social Entrepreneurship Monitor" (DSEM) des Verein Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland  (SEND) nachgesehen werden. Mit einem Anteil von 52,7% gründen Frauen mehr Sozialunternehmen als Männer. An dieser Stelle passt der weitverbreitete Spruch „Frauen gründen anders und das ist auch gut so“. Denn das integrative Nachhaltigkeitsmodell  weist auf die Wechselwirkung der drei Dimensionen hin: der ökonomischen, der ökologischen und der sozialen. Soziale Unternehmen, wie sie beispielsweise im Bildungsbereich vorzufinden sind, sorgen für die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Diese sind die Arbeitskräfte, Gründende oder Forschende von morgen, welche wiederum einen positiven Beitrag zur Lösung von ökologischen oder ökonomischen Herausforderungen leisten können.

"Frauen gründen anders und das ist auch gut so!"

Gerade Gründerinnen widmen sich sozialen Herausforderungen und damit auch direkt und indirekt den Nachhaltigkeitsthemen. Die Höherrangigkeit dieser Themen bleibt sowohl bei non-profit- als auch bei kommerziell-sozialen Unternehmen bestehen. Selbst im zweiten Fall überwiegen bei Gründerinnen soziale Ziele eher als die wirtschaftlichen (Huysentruyt, 2014). Auch das aktuelle systematische Literaturreview „Women Sustainable Entrepreneurship: Review and Research Agenda“ von Fernandez et al. (2021) bestätigt, dass der Nachhaltigkeitsaspekt für gründende Frauen enorm relevant ist. Gründungsinteressierte Frauen stellen somit nicht nur dann ein großes Potenzial dar, wenn es um wirtschaftlich-ausgerichtete Gründungen geht, sondern insbesondere, wenn es sich um Unternehmen handelt, die soziale und nachhaltige Dimensionen im Fokus haben.

Ein aktuelles Beispiel stellen die kürzlich veröffentlichten PISA-Ergebnisse dar. Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland erzielten beim Lesen, im Fach Mathematik und in den Naturwissenschaften ein insgesamt schlechtes Ergebnis. Mit 21,5% (DSEM) ist die Gründungstendenz im Bildungsbereich am größten und scheint eine Antwort auf die unzureichende Priorisierung der Schulbildung seitens des Staates zu sein. Es überrascht kaum, dass viele der gegründeten Unternehmen von Frauen stammen. Unten finden Sie einige Beispiele.

Einige Gründerinnen aus der Bildungsbranche

  • Dr.in Diana Knodel – Gründerin des Ed-Tech-Startups Fobizz (Hamburg): die größte unabhängige digitale Weiterbildungsplattform für Lehrkräfte.
     
  • Monika Klein – Gründerin einer „Wochenendschule“ Weekend School e.V. (Hamburg)
     
  • Verena Pausder – Mehrfachgründerin solcher Unternehmen wie Fox & Sheep, Digitale Bildung für alle e.V.,  HABA Digitalwerkstatt  (Berlin)
  • Annie Dörfle und Lena Spak – Gründerinnen von Scobees (Köln). Die beiden Frauen entwickelten ein digitales Lernsystem für Schulen.

Für mehr inspirierende Bildungsfrauen hat die Gründerin Sabine Bertram einen gleichnamigen Podcast ins Leben gerufen.

Fazit

Die Wechselwirkung von Gender, Social und Sustainable Entrepreneurship ist ein Faktum. Die aktuelle Neigung der Frauen, soziale Unternehmen zu gründen, sollte daher als ein Vorteil für die Gesellschaft verstanden werden. Sie verdient mehr Beachtung im Gründungsökosystem als es bisher der Fall ist.

 

Literatur & Empfehlungen

Fernández, M., García-Centeno, M. D. C., & Calderón Patier, C. (2021). Women sustainable entrepreneurship: Review and research agenda. Sustainability, 13(21), 12047.

Huysentruyt, M. (2014)."Women's Social Entrepreneurship and Innovation", OECD Local Economic and Employment Development (LEED) Papers, No. 2014/01, OECD Publishing, Paris, https://doi.org/10.1787/5jxzkq2sr7d4-en.

Stand: Dezember 2023

Kontakt

Jessica Langolf
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